Dr. Alexander Krüger


Deutsche Konjunktur kippt

Die bisherigen Konjunkturdaten deuten für Deutschland einen BIP-Rückgang für das abgelaufene Quartal an. Besser dürfte es sobald nicht werden. Das Risiko einer ausgeprägter werdenden Konjunkturdelle steigt. Eine Kommentierung von Dr. Alexander Krüger.

Die deutsche Konjunktur bricht langsam aber spürbar ein. (Foto: Themeforest)

 
Nachdem wichtige Konjunkturdaten für Deutschland nun bis Mai vorliegen, fragen wir uns, wo Impulse für das BIP-Wachstum im zweiten Quartal 2019 hergekommen sein sollen. So beträgt das im Vorquartalsvergleich gemessene Minus bis dato bei der Produktion im Produzierenden Gewerbe 1,5 % sowie im Einzelhandelsumsatz und in der Handelsbilanz 0,7 bzw. 1,4 %.

Beschäftigungsaufbau stößt an Grenzen

Auch der Beschäftigungsaufbau stößt an Grenzen: Die Arbeitslosenquote lag im Juni erneut bei 5,0 % und damit etwas höher als beim Tief von 4,9 % im April. Selbst wenn die noch ausstehenden Juni-Ergebnisse deutlich besser ausfallen sollten, wovon wir auch wegen der fortgesetzten Stimmungseintrübung nicht ausgehen, wird dies voraussichtlich nichts an der allgemeinen Schrumpfungstendenz ändern. Insofern ist damit zu rechnen, dass das BIP gegenüber dem Vorquartal rückläufig gewesen ist (Veröffentlichung am 14.08.). Dadurch könnte unsere BIP-Prognose von 0,7 % für 2019 um bis zu 0,3 Prozentpunkte sinken.

Moderater BIP-Rückgang kein Beinbruch

Angesichts des guten Jahresauftakts, als das BIP um 0,4 % gegenüber dem Vorquartal wuchs, wäre ein moderater BIP-Rückgang konjunkturell kein Beinbruch. Beruhigen darf dies nicht, da zur Wahrheit gehört, dass die Wirtschaft seit Mitte 2018 auf der Stelle tritt. Diese Entwicklung droht nach unten abzuknicken. Im Zuge dessen könnte eine technische Rezession schon nach dem laufenden Quartal feststellbar sein. Diese resultierte unseres Erachtens aus der fortgesetzten zyklischen Wachs-tumsverlangsamung in China und den stärker werdenden Belastungen durch politi-sche Risiken, die vor allem seitens des Brexits, der globalen Handelskonflikte (u. a. EU-Autozölle) und der wachsenden geopolitischen Spannungen weiter bestehen. Das spricht für eine schwach bleibende Auslandsnachfrage und eine anhaltende Industrierezession. Angesichts des hohen BIP-Anteils der Exporte von rund 50 % sind nachteilige Wirkungen auf die verhaltene Investitionstätigkeit zudem absehbar.

Gesamtwirtschaft wird nicht merklich nach unten gezogen

Was als Rezession eventuell schneller daherkommt als erwartet, wird sich aus unserer Sicht wenig gefährlich anfühlen. Anders als in früheren Rezessionen sieht es derzeit nämlich nicht danach aus, dass die Gesamtwirtschaft industrieseitig merklich nach unten gezogen wird. Insbesondere dürfte Beschäftigung von Unternehmen vorerst nicht in großem Stil abgebaut werden, um in Zeiten des Fachkräftemangels künftige Suchkosten zu vermeiden. Zudem zeichnet sich neue geldpolitische Unterstützung ab, und die Fiskalpolitik wird einer etwaig auftretenden kräftigen Wachstumsabkühlung wohl entschieden entgegentreten. Beides lässt eine weitgehend stabil bleibende Binnennachfrage erwarten. Unter Risikoaspekten ist eine ausgeprägte Konjunkturdelle daher wahrscheinlicher als eine ernste Rezession.

 

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