Marlen Abertini


Deutschtümeln für die Staatsbürgerschaft

Wer mit der deutschen Staatsbürgerschaft liebäugelt, für den geht es künftig ans Eingemachte. Das Parlament hat im Rahmen des Staatsangehörigkeitsrechts eine denkwürdige Änderung beschlossen. Gefordert wird vom Bewerber künftig u.a. auch die "Einordnung in die deutschen Lebensverhältnisse". Ein Blick auf Durchschnittsdeutschland.

 (Foto: jackf/Clipdealer.de)

Dem Streit am deutschen Gartenzaun kann sich niemand so leicht entziehen.

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Nicht jeder Deutsche ist blond und trinkt literweise Bier. Bei der Blauäugigkeit ist das nicht mit der gleichen Sicherheit zu behaupten. Und sonst? Wie sieht es aus mit den Lebensverhältnissen in Deutschland? Laut Erhebungen des Statistischen Bundesamtes (2017) schläft der durchschnittliche Deutsche 8,29 Stunden, nimmt sich 1,41 Stunden Zeit für Mahlzeiten und spendiert sozialen Kontakten magere 1,5 Stunden pro Tag.

Die Arbeitszeit des Durchschnittsdeutschen beträgt 34,9 Stunden pro Woche. So hat es das Bundesarbeitsministerium erhoben. Dabei liegt das Durchschnittseinkommen in Deutschland bei etwas über 3.300 Euro netto (Stand 2018). Die Deutschen verfügt zudem pro Kopf über üppige 73.076 Euro Vermögen – im Durchschnitt, versteht sich.

Fremdgehen in der Ein-Ehe

Gemäß einer repräsentativen Befragung eines Datingportals geht der Durchschnittsdeutsche gerne mal fremd, hat dabei aber grundsätzlich nur einen Ehepartner. Liebhaber von Viel-Ehen, die den Wunsch nach Einbürgerung äußern, werden sich angesichts der neuen Gesetzgebung also einschränken müssen.

Im Jahr 2018 blieb der Durchschnittsdeutsche 12,1 Tage krankheitsbedingt dem Arbeitsplatz fern. Angesichts von 60,15 Kilo Fleisch, die er pro Jahr vertilgt, erscheint das moderat.

Lebensverhältnis Verkehrs-Stau

Punkt 6.48 Uhr wacht der zu 53 Prozent übergewichtige Durchschnittsdeutsche in seiner im Schnitt 90,6 qm großen und in der Regel enorm überteuerten Wohnung auf, bevor er durchschnittlich knapp acht Kilometer mit dem eigenen PKW zur Arbeit fährt und die Straßen verstopft. 79,5 Prozent handhaben dies so unter geduldiger Inkaufnahme etlicher Verkehrs-Staus. 120 Stunden steht Durchschnittsdeutschland jährlich im Stau. In Berlin sind es knapp ein Drittel mehr.

Abgase

Zu den deutschen Lebensverhältnissen gehört unbedingt auch der Verkehrs-Stau.

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Streit am Gartenzaun ist kulturell bedingt

Vielleicht streitet der Durchnittsdeutsche deshalb so gerne. Schließlich müssen die Aggressionen raus. Besonders beliebt ist das Gezänk am Gartenzaun zum Nachbarn. Laut Statista hat sich jeder zweite Deutsche schon mit dem Nachbarn gestritten. Am Schlimmmsten ist es in Hamburg (50,2 Prozent), etwas friedlicher geht es in Thüringen zu (28,7 Prozent). Im Garten wird aber nicht nur gestritten, sondern auch leidenschaftlich gegrillt. Dahingehend soll der Durchschnitts-deutsche sogar Europameister sein.

Kulturgut Gartenzwerg

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Der Anteil der Deutschen, die im Sommer gerne grillen, liegt bei sage und schreibe 95,7 Prozent. Nur 8,5 Prozent der Deutschen beklagen das Grillvergnügen als zu aufwändig. 89,7 Prozent der Durchschnitts-deutschen stehen in der Zeit von Mai bis September regelmäßig am eigenen Gas- Kohle- oder Elektrogrill und bruzzeln Steaks, Würstchen und Spieße.

Schrebergarten, Flachbildschirm und Fußball

Wer sich mit deutschen Lebensverhältnissen befasst, kommt nicht am Schrebergarten vorbei. Laut Studie gibt es 532.557 Kleingärten in den 131 größten Städten Deutschlands. An der Spitze stehen Berlin, Leipzig, Hamburg und Dresden. Beinahe jede zweite Parzelle ist in Ostdeutschland zu finden.

Deutsche Lebensverhältnisse wären ohne Flachbildschirm, Fußball und Krimis undenkbar. 242 Minuten pro Tag und Durchschnittsdeutscher wird ferngesehen. Womit wir wieder beim legendären Bierkonsum sind. Schließlich darf beim Durchschnitts-deutschen am Fernsehabend keinesfalls das kühle Blonde fehlen.

Anpassung muss sein

Wie viel davon trinkt denn nun der einzelne Durchschnittsdeutsche? Im Jahr 2018 lag der Pro-Kopf-Verbrauch hierzulande bei durchschnittlich rund 102 Litern. Zum Vergleich: Europäisch betrachtet wird nur in Tschechien und Österreich pro Kopf noch mehr Bier getrunken. Na also, einbürgern ist doch ganz einfach und ein wenig Anpassung darf Durchschnittsdeutschland von zukünftigen Mitbürgern nun wirklich verlangen.