Redaktion Spreezeitung


„Oscar für Lebensmittelretter“ vergeben

In Berlin hat die Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft, Julia Klöckner, herausragende Ideen und Innovationen zur Reduzierung der Lebensmittelverschwendung mit dem "Zu Gut für die Tonne!"-Bundespreis ausgezeichnet. Die Preisverleihung fand nunmehr bereits zum vierten Mal statt.

(Fotoquelle:  BMEL/Photothek)

Bundesministerin Julia Klöckner gibt die diesjährigen Preisträger bekannt.

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Pro Person und Jahr werfen wir rund 55 Kilogramm Lebensmittel in die Tonne. Und das sind nur die Abfälle, die in den Privathaushalten anfallen. Wie sich Lebensmittelabfälle reduzieren lassen, zeigt die Initiative Zu gut für die Tonne! des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft. Akteure aus Industrie, Handel, Gastronomie und Landwirtschaft sowie Verbraucherverbänden, Kirchen und NGOs unterstützen die Initiative.

Ziel des „Zu gut für die Tonne!“-Bundespreises ist es, innovative Ideen gegen Lebensmittelverschwendung entlang der gesamten Lebensmittelversorgungskette zu fördern und ihre gesellschaftliche Vorbildfunktion zu würdigen. Alle Einreichungen wurden von einer unabhängigen Jury unter Vorsitz von Bärbel Diekmann, der ehemaligen Präsidentin der Welthungerhilfe e.V., bewertet.

„Elf Millionen Tonnen Lebensmittel wandern in Deutschland jedes Jahr in den Müll – eine unvorstellbare Zahl. Wir verschwenden damit wertvolle Nahrung und Ressourcen. Um darauf aufmerksam zu machen und mehr Wertschätzung zu erreichen, vergeben wir den Zu gut für die Tonne!-Bundespreis, den Oscar für Aktionen gegen die Lebensmittelverschwendung. Dieses Jahr bereits zum vierten Mal. Über 110 Bewerbungen, innovative und pfiffige Ideen gab es aus den Bereichen Landwirtschaft und Produktion, Handel, Gastronomie, Gesellschaft und Bildung und erstmals auch in der Kategorie Digitalisierung. Herzlichen Glückwunsch an alle Preisträger, danke für Ihren Einsatz und das tolle Engagement.
 
Der Ideenreichtum, die vielfältigen Einsendungen, aber auch zahlreiche weitere Initiativen und Projekte verdeutlichen, dass das Bewusstsein für das Thema bei den Bürgerinnen und Bürgern spürbar größer wird. Lebensmittel zu retten, sich beispielsweise übriggebliebene Speisen im Restaurant einpacken zu lassen, ist angesagt. Jeder kann in seinem Alltag einen Beitrag leisten.

 

Diese Trendwende unterstütze ich mit meiner Nationalen Strategie gegen Lebensmittelverschwendung, die im Februar im Kabinett beschlossen wurde. Sie nimmt alle Beteiligten der Wertschöpfungskette in die Pflicht, die sich erstmals auf konkrete Zielvorgaben einigen werden. Von den Landwirten, über die verarbeitenden Betriebe, den Groß- und Einzelhandel bis zur Gastronomie und den Privathaushalten: Für alle Sektoren entwickeln wir Maßnahmen zur Reduzierung der Lebensmittelverschwendung. Das ist ein entscheidender Schritt, ein Meilenstein.“

so Bundesministerin Julia Klöckner.

Dabei helfen werde die Digitalisierung, sie biete neue Lösungen, so die Ministerin weiter. So gibt es etwa bereits Apps, die Vorschläge machen, wie aus Lebensmittelresten ein leckeres Gericht wird oder die anzeigen, wo Lebensmittel kurz vor Ladenschluss zu günstigeren Preisen eingekauft werden können – wie das Gewinnerprojekt zeigt. Mit 3,5 Millionen Euro fördert das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft zudem Projekte zur Forschung an intelligenten Verpackungen, die sichtbar machen, ob ein Lebensmittel noch haltbar ist.

(FFotoquelle:  BMEL/Photothek)

Die diesjährigen Preisträger mit Bundesminsterin Julia Klöckner.

(Foto: (Fotoquelle: BMEL/Photothek)

Die Preisträger Zu gut für die Tonne!-Bundespreis 2019

Kategorie Handel:

  • Penny Markt GmbH für „Kostbares retten“ und „Naturgut Bio-Helden“ (Köln, NRW):
     
    Kleinwüchsige Tomaten, grünliche Zitronen oder krumme Möhren: Seit 2016 kommt bei PENNY auch Bio-Obst und -Gemüse mit Schönheitsfehlern ins Regal. Unter der Eigenmarke Naturgut Bio-Helden vermarktet der Discounter deutschlandweit optisch nicht perfektes Obst und Gemüse.
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    Kategorie Gastronomie:

  • Cassius Garten für „Alles aufessen“ (Bonn, NRW):
     
    Der Cassius Garten ist ein vegetarisches Vollwert-Restaurant mit eigener Konditorei und einer Selbstbedienungstheke. Das Essen der Gäste wird nach Gewicht berechnet. So kommt nur auf den Teller, was wirklich gegessen wird. Das spart eine Menge Abfall.
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    Kategorie Landwirtschaft und Produktion:

  • ShoutOutLoud e.V. für „Frankfurter Knärzje– Ein Brotbier gegen die Lebensmittelverschwendung“ (Frankfurt, Hessen):
     
    Brot gehört zu den Lebensmitteln, die nach Obst und Gemüse am häufigsten weggeworfen werden. Dabei ist altbackenes Brot noch vielseitig verwendbar. Zum Beispiel zum Bierbrauen. Der Verein ShoutOutLoud e.V. engagiert sich seit vielen Jahren gegen Lebensmittelverschwendung und hatte 2018 die Idee für das regionale Brotbier.
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    Kategorie Gesellschaft und Bildung:

  • Ackerdemia e. V. für „Ackern schafft Bildung“ (Potsdam, Brandenburg):
     
    Ackern schafft Wissen! Unter diesem Motto sensibilisiert das Ackerdemia-Team Kinder dafür, woher unser Essen genau kommt und wie man es anbaut. Herzstück des Vereins ist das ganzjährige, vielfach ausgezeichnete Bildungsprogramm GemüseAckerdemie für Schulen und Kitas.
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    Kategorie Digitalisierung:

  • Too Good to Go GmbH (Berlin):
     
    Essen retten, Geld sparen und die Welt verbessern – so das Motto des internationalen Teams von Too Good To Go. Die gleichnamige App vernetzt Gastronomiebetriebe und Verbraucher, um Lebensmittel vor der Entsorgung zu bewahren. Restaurants, Bäckereien, Cafés, Hotels und Supermärkte können überschüssiges Essen zu einem vergünstigten Preis zur Selbstabholung anbieten.
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    Mit dem Förderpreis ausgezeichnet wurden:

  • Antegon GmbH für „Food Tracks“ (Münster, NRW)
     
    Die jungen Unternehmer von FoodTracks wollen mit ihrer Controlling-Software Bäckereien dabei unterstützen, ihren Betrieb zu optimieren. Das soll Lebensmittelverschwendung eindämmen und zugleich Geld zu sparen. FoodTracks wertet Millionen von Daten aus der Produktion und dem Verkauf der jeweiligen Bäckerei aus. Mittels künstlicher Intelligenz und Algorithmen können Fehlerquellen und Ineffizienzen erkannt und das Controlling verbessert werden.
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  • Bioland Gemüsehof Hörz für „Bodenschätze“ (Filderstadt, Baden-Württemberg):
     
    Etwa 40 Prozent der Erträge auf dem Bioland Gemüsehof Hörz haben Schönheitsfehler. Das Gemüse ist zum Beispiel etwas kleiner oder krummer als die Norm erlaubt. Es schmeckt genauso gut, lässt sich aber schwerer vermarkten. Deshalb hatte der Gemüsehof 2018 die Idee, dieses Gemüse unter dem Namen „Bodenschätze“ an Studierende der nahe gelegenen Universität Hohenheim zu reduzierten Preisen zu verkaufen.
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  • nXm film production und Sophie Hoffmann für „Zero Waste Cooking“ (Berlin):
     
    Für Sophia Hoffmann und die nXm-Gründerinnen Nina Lorenzen und Melanie Hauke beginnen Klimaschutz und Nachhaltigkeit bereits in der Küche und im eigenen Vorratsschrank. Gemeinsam zeigen sie in einer Videoreihe kreative Wege auf, alles zu verkochen, was man eingekauft und zuhause rumliegen hat.
    Alle drei mit dem Förderpreis ausgezeichneten Projekte erhalten ein Preisgeld in Höhe von je 5.000 Euro.
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    Unter www.zugutfuerdietonne.de finden sich Tipps zu Lebensmittellagerung und -haltbarkeit, Fakten zur Lebensmittelverschwendung sowie Rezepte für beste Reste.
     
    * Alle Fotos: BMEL/Photothek