Dr. Alexander Krüger


Stagnation erhält das Rezessions-Gerede

Alles in allem bleibt es aber dabei: Der deutsche Konjunkturtanker wird auch fortan in seichterem Fahrwasser unterwegs sein. Problematisch ist das aus unserer Sicht nicht, da die Wirtschaft nach den Boom-Jahren 2016/17 etwa seit der Jahresmitte 2018 in eine zyklusbedingt normale Abschwungsphase übergegangen ist. Eine Kommentierung von Dr. Alexander Krüger.

Konjunktur

Nach den konjunkturellen Ausnahmejahren zieht vielmehr Wachstumsnormalität ein.

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Das deutsche BIP ist auch im Schlussquartal 2018 nicht gewachsen. Dies kann auf Sondereffekte geschoben werden, die inzwischen meist entfallen sind. Eine Abwärtsspirale in eine Rezession erkennen wir weiterhin nicht.

Wirtschaftsleitung im dritten Quartal leicht geschrumpft

Dem Statistischen Bundesamt zufolge hat die Wirtschaftsleistung in Deutschland im Schlussquartal 2018 gegenüber dem Vorquartal stagniert. Positive Impulse gingen vor allem vom Inland aus. Hervorgetan haben sich die Ausrüstungs- und Bauinvestitionen sowie die staatlichen Konsumausgaben. Die Ausgaben der privaten Haushalte sind leicht gestiegen. Vom Außenhandel kamen dagegen keine Wachstumsimpulse. Da die Wirtschaftsleistung im dritten Quartal leicht geschrumpft war, hat sich die Wachstumsdelle ausgeweitet. Anders als vom Bundesamt zunächst gemeldet, sinkt der jahresdurchschnittliche BIP-Anstieg für 2018 dadurch von 1,5 auf 1,4 %.

Trotz der wirtschaftlichen Stagnation im zweiten Halbjahr 2018 steht der deutschen Wirtschaft eine baldige Rezession unseres Erachtens nicht bevor. Weder liegt eine konjunkturelle Abwärtsspirale vor, noch sind Kapazitäten in der Breite unterausgelastet. Überdies haben sich zuletzt belastende Sondereffekte abgeschwächt, die vor allem durch das neue Abgasprüfverfahren in der Automobilindustrie und den durch niedrige Flusspegel gedämpften Warenhandel entstanden waren. Mittlerweile hat diese Entwicklung gedreht, auch hat die Autoproduktion im Dezember angezogen. Da wir an unserer Einschätzung einer vorerst robust bleibenden Binnennachfrage festhalten, erwarten wir weiter einen wachstumsseitig freundlichen Jahresstart.

Kojunkturtanker im seichten Fahrwasser unterwegs

Alles in allem bleibt es aber dabei, dass der deutsche Konjunkturtanker auch fortan in seichterem Fahrwasser unterwegs sein wird. Problematisch ist das aus unserer Sicht nicht, da die Wirtschaft nach den Boom-Jahren 2016/17 etwa seit der Jahresmitte 2018 in eine zyklusbedingt normale Abschwungsphase übergegangen ist. So hat die Schubkraft wichtiger Wachstumstreiber nachgelassen, vor allem seitens der Weltwirtschaft und der Geldpolitik.

Mit dem globalen Handelsstreit und der Sorge vor einem harten Brexit lasten zudem gewichtige Risiken auf der Stimmung; sie dürften vorerst einer gewissen Investitionszurückhaltung zuträglich sein. Solange sich diese Risiken aber nicht materialisieren, befindet sich die Konjunktur nicht in einer brenzligen Lage. Nach den konjunkturellen Ausnahmejahren zieht vielmehr Wachstumsnormalität ein. Zu einer über technische Aspekte hinausgehenden Rezession besteht aus unserer Sicht noch immer ein nennenswerter Puffer.

Durch die Stagnation im vierten Quartal 2018 ist die statistische Ausgangsbasis für 2019 weiter gesunken. Bei unsererseits unveränderten Erwartungen an den künftigen Konjunkturverlauf fällt unsere vorläufige BIP-Prognose für 2019 deshalb von 1,0 auf 0,7 %. Die Risiken zeigen nach unten, das Rezessions-Gerede dürfte anhalten.

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