EWU-Wirtschaft hält sich wacker
Das EWU-BIP ist Ende 2018 erneut um 0,2 Prozent gewachsen. Mit Blick auf Risiken und Sonderfaktoren ist das im bereits langen Konjunkturzyklus ein gutes Resultat. Der extreme EZB-Krisenleitzins wird nicht benötigt. Klar ist aber, dass die Konjunktur die EZB schrecken kann. Eine Kommentierung von Dr. Alexander Krüger.
Die vorläufige Eurostat-Schnellschätzung für das vierte Quartal 2018 zeigt, dass das EWU-BIP um 0,2 % gegenüber dem Vorquartal gewachsen ist. Dies ist ein wenig mehr als der Zuwachs im dritten Quartal, der nur soeben bei 0,2 % lag. Bereits bekannt ist, dass die Wirtschaftsleistung in Frankreich um 0,3 % zugenommen hat, in Italien mit 0,2 % aber zum zweiten Mal in Folge rückläufig gewesen ist. Für 2018 verbleibt für den Euroraum damit ein jahresdurchschnittlicher BIP-Anstieg von 1,8 %. Dabei war die Wachstumsdynamik im ersten Halbjahr höher als im zweiten.
Besseres Ergebnis als befürchtet
Das BIP-Wachstum ist im vierten Quartal 2018 besser ausgefallen als vielfach befürchtet. Dies ist insofern beachtlich, da die Wirtschaftsleistung aus unserer Sicht durch gewichtige Sondereffekte gedämpft wurde. So ist die deutsche Automobilproduktion wegen der Umstellung auf das neue Emissionsmessverfahren nicht in Gang gekommen. Hinzu gesellen sich allgemeine Versorgungsengpässe aufgrund der niedrigen Pegelstände vieler Flüsse. In Frankreich dürften die Gelbwestenproteste streikbedingte Umsatzeinbußen ausgelöst haben. Zwar wird sich nicht jede dieser und anderer Belastungen fortan aufholen lassen. Da einige Hemmnisse inzwischen aber in den Hintergrund getreten sind, ist die bisherige Wachstumsphase nicht beendet.
Gleichwohl wird der 2019er-BIP-Zuwachs unserer Prognose zufolge mit 1,1 % deutlich geringer ausfallen als 2018. Maßgeblich hierfür ist fast ausschließlich die um 0,6 Prozentpunkte tiefere Ausgangsbasis. Abseits dieses Statistikeffekts berücksichtigt unsere Prognose ein Wachstumstempo, das trotz der reifen Phase des Konjunkturzyklus noch immer nahezu der Potenzialrate entspricht. Die Perspektive für einen anhaltenden Beschäftigungsaufbau bleibt daher günstig. Den Wachstumsblick halten wir aber nach unten gerichtet, da neue Treiber für strahlenden Wachstumsglanz fehlen.
Konjunktur kann EZB schrecken
Erkennbar wird dies bei der Fiskalpolitik, der die Hände angesichts vielerorts hoher Staatsschulden gebunden sind, und der Geldpolitik, deren Munitionsdepot ziemlich leer ist. Dies beunruhigt, zumal der Wachstumshype ohne das EZB-Zinsdoping wohl schon längst Makulatur wäre. Auch der globale Handelsstreit, die offene Brexitart und das zuletzt etwas geringere BIP-Wachstum in China sprechen für Wachstumsdemut. Von dieser dürfte bald auch die EZB stärker erfasst werden. Dies stünde unseres Erachtens einer Leitzinswende in diesem Jahr nicht im Weg, zumal die Notenbank an einem zementierten Krisenleitzins nicht interessiert sein dürfte. Klar ist aber auch, dass die Konjunktur die EZB schrecken kann.
Verweise:
- Interview mit Dr. Alexander Krüger:
Die Enteignung findet bereits statt