Dr. Alexander Krüger


Gefahr einer technischen Rezession gestiegen

Aufgrund erneut gesunkener Automobilfabrikation ist die Produktion im deutschen Produzierenden Gewerbe im November um 1,9 % im Vormonatsvergleich gesunken. Damit ist die Gefahr einer technischen Rezession deutlich gestiegen. Da die Produktionsrückstände im Autosektor aufgeholt werden dürften, ist die Zeit für Horrorszenarien nicht gekommen. Eine Kommentierung von Dr. Alexander Krüger.

In Deutschland besteht Rezessionsgefahr. (Foto: mino21/Clipdealer.de)

 
Die Produktion im deutschen Produzierenden Gewerbe ist im November kräftig um 1,9 % gegenüber dem Vormonat gesunken. Der Rückgang von Oktober wurde von
0,5 auf 0,8 % revidiert. Zu dieser enttäuschenden Entwicklung beigetragen hat die Automobilproduktion, die um 1,8 % gefallen ist (Vorjahr: –11,7 %). Dies stützt unsere Sicht, dass es vor allem die Probleme bei der Umstellung auf das neue Abgasemissions-Prüfverfahren waren, die die Produktion seit Herbst 2018 nach unten drücken.

Kein Rückenwind für das BIP

Mit dem heutigen Produktionsergebnis zeichnet sich für das vierte Quartal 2018 bereits ein Trend ab. Unserer vorsichtigen Schätzung zufolge und entgegen unseren ursprünglichen Erwartungen wird die Autoproduktion eine Gegenbewegung gegenüber dem Vorquartal vermissen lassen. Zum erhofften Rückenwind für das BIP ist es damit voraussichtlich nicht gekommen. Die Belastung dürfte aber geringer ausfallen als die rund 0,3 Prozentpunkte im dritten Quartal – ein schwacher Trost.

Alles in allem bleiben wir davon überzeugt, dass es sich bei der deutschen Produktion (noch) nicht um eine tiefergehende Konjunkturschwäche handelt. Angesichts des zuvor hohen Produktionsniveaus, der Kapazitätsengpässe (u. a. Arbeitsmarkt, Bau) sowie abnehmender Wachstumsimpulse von Weltwirtschaft und Geldpolitik ist eine rückläufige Entwicklung unseres Erachtens zwar vorgezeichnet. Aufgrund des Sondereffekts durch die Automobilindustrie fällt diese nun stärker als erwartet aus.

Kein Grund für Horrorszenarien

Wir rechnen aber damit, dass die Hersteller ihre Probleme in den Griff bekommen werden und aufgelaufene Produktionsrückstände nunmehr zügig aufholen. Dies spricht dafür, dass der Jahresbeginn wachstumsseitig kräftiger ausfallen und bis ins zweite Quartal tragen wird. Wichtige Stimmungsindikatoren stehen dieser Belebung nicht entgegen. Sie sind in den vergangenen Monaten zwar gesunken, zeichnen unserer Einschätzung nach aber aufgrund politischer Einflüsse (u. a. globaler Handelsstreit, Brexit) ein zu negatives Bild der gesamtwirtschaftlichen Lage.

Die Zeit ist noch längst nicht reif, konjunkturelle Horrorszenarien an die Wand zu malen. Die Wahrscheinlichkeit einer technischen Rezession ist zwar deutlich gestiegen, sie wäre für Deutschland aber locker verkraftbar. Die Aktualität bestätigt eher unsere Erwartung, dass Bescheidenheit hinsichtlich der Wachstumshöhe das Gebot der Stunde ist. Viele BIP-Prognosen für 2019 berücksichtigen dies unserer Ansicht nach zu wenig. Dazu zählt auch die EWU-Wachstumsprojektion von 1,7 % der EZB.

Verweise: