Bürgerliche Scharfmacher
Der Wind kommt in der Bundesrepublik mehr und mehr gefährlich von rechts. Selbst konservative Volksparteien übernehmen inzwischen Themen der Rechtspopulisten. Andreas Speit schärft den Blick für die neue rechtskonservative Bewegung, die direkt aus der Mitte der Gesellschaft kommt. Unsere Buchempfehlung zu einem der heikelsten Themen der Zeit.
Erstmals seit Ende des Zweiten Weltkrieges gibt es wieder eine deutschlandweite rechte Bewegung, deren Mitglieder sich aus der Mitte der Gesellschaft rekrutieren. Eine Bewegung, die keineswegs nur Flüchtlinge zu ihren Gegnern erklärt hat. Vielmehr stellt sie das ganze politische System infrage. Mit seiner Publikation „Bürgerliche Scharfmacher“ liefert Andreas Speit die derzeit umfassendste Darstellung der neuen rechtskonservativen und rechten Bewegungen in Deutschland.
Angriff auf unsere offene Gesellschaft
Mit ihrem anti-parlamentarisch, anti-demokratisch und anti-pluralistischen Credo geht es dieser Bewegung um eine grundsätzliche Veränderung des bundesrepublikanischen Modells. Speit porträtiert die wichtigsten Akteure und Organisationen der neuen Rechten, beschreibt ihre ideologischen Profile, Handlungsweisen und Strategien und benennt die im Hintergrund operierenden Netzwerke und Gruppierungen sowie ihr zentrales Ziel: der offenen Zivilgesellschaft ein Ende zu bereiten.
„Seit den ersten Abendspaziergängen von Pegida hat sich die Bundesrepublik verändert. Eine soziale Bewegung von rechts richtet das bundespolitische Koordinatensystem nachhaltig neu aus. Diese neuen Rechten sind längst eine Bewegung, sie haben eine kollektive Identität, trotz Differenzen und sind durch mobile Netzwerke miteinander verwoben.
Sie kommen nicht aus dem Nichts vom rechten Rand, sie kommen aus der Mitte der Gesellschaft. Das ist mit ein Grund dafür, dass sie das „Sag“ und „Wählbare“ weit nach rechts verschoben haben, und zwar nicht erst durch parteipolitisches Agieren, sondern auch durch publizistisches Wirken.“
Hinzu kommen die zunehmend nervösen politischen Agitationen der etablierten und einst großen Volksparteien, die im Angesicht der Kernschmelzen an Wählerstimmen die Felle davon-schwimmen sehen. Sie greifen immer häufiger und konzentrierter rechtskonservative Themen der rechten Bewegung auf und machen sie sich zu eigen.
„Das Aufgreifen von Themen, die die AfD zu ihrer Sache gemacht hat, scheint für die anderen Parteien geboten. Ein Hinterherlaufen ihrer Positionen und Übernahme ihres Tenors legitimiert jedoch ihre Intentionen und Forderungen – pusht sie.“
Das Buch bietet eine große Gesamtdarstellung einer neuen politischen Bewegung, die das gesellschaftspolitische Klima Deutschlands in einer Weise verändert, wie man es noch vor Kurzem für unmöglich gehalten hätte.
Infos zum Autor
Speit, Andreas (*1966) in Hamburg lebender deutscher freier Journalist und Buchautor. Der Sozialökonom hat sich auf die Themen Rechtsextremismus und Neonazismus spezialisiert und gehört zu den renommiertesten Experten auf diesem Gebiet.
2012 zeichnete ihn der Deutsche JournalistenVerband mit dem Sonderpreis »Rechtsextremismus im Spiegel der Medien« aus.
Seine Bücher wurden in der Zeit, der Süddeutschen Zeitung und der FAZ rezensiert. Speit ist Referent u.a. bei Landeszentralen für politische Bildung sowie an der Medienakademie ARD/ZDF.
Verweise:
- Wut-Rhetorik auf Stimmenfang
- Eine faschistoide Ideologie impliziert immer eine Option zur Gewalt
- Kritisches Gedankengut zum Schaden unserer Demokratie