Redaktion Spreezeitung


AfE-Turm: „Man entschied sich für Prunk und Status. Ich bin so müde davon“

In Frankfurt am Main wurde heute ein echtes Stück Geschichte gesprengt. Der alte AfE-Turm war zwar hässlich und nicht mehr gut in Schuss. Doch mit diesem Symbol wurde das einstmals in Frankfurt so gepflegte Protest-Flair gleich mit in die Luft gejagt. Student Jens P. beschreibt im O-Ton das Desaster.

AfE-Turm

Der Unmut über die Sprengung des Uni-Turms in Frankfurt a.M.
br>scheint groß (Foto: SPREEZ/Archiv)

Der AfE-Turm fiel einem politischen Zeitgeist zum Opfer, dem zu Gunsten eines gnadenlosem Profit-Managements wohl nichts mehr heilig ist. Der Turm als Wahrzeichen einer freien, deutschen Streitkultur hätte Besseres verdient als in die Luft zu fliegen und sich gänzlich in Staub aufzulösen. Aktuell hat uns hierzu die Stimme des Frankfurter Studenten Jens P. (Vollständiger Name der Redaktion bekannt) erreicht, die wir hier im O-Ton wiedergeben:

„Ich kenne den Turm SEHR gut…, hatte alle meine Vorlesungen dort. Und ich find‘s sehr traurig, dass er abgerissen wird. Der Turm war so hässlich, dass eigentlich alles zu spät ist. Aber es war ein Gebäude der politischen Aktivität. Keine Wand ohne Graffiti oder ohne kritische Plakate und Poster.
 

Man hätte ein Museum draus machen sollen… denn in Frankfurt, Mit-Geburtsort der kritischen Schule, gibt’s jetzt kein Protestflair mehr an der Uni.

 

Es gab mal eine „Vollversammlung“, die sollte eigentlich einmal im Jahr stattfinden. Organisiert von Studenten sind alle Studenten aufgerufen, sich auf dem Campus zu treffen und gemeinsam zu entscheiden, wie wir die Hochschulleitung mit Wünschen im Sinne der Studenten auf Trab halten sollen. Das dünnte sich mit jedem Jahr immer mehr aus… und soweit ich weiß gibt’s dieses Jahr keine Versammlung mehr.

 

Wir haben nur noch hypermoderne Campus… was auch schön ist. Aber es ist fortan nur noch erlaubt, politische Botschaften an ganz bestimmten Orten zu platzieren. Und die Hörsäle heißen jetzt „Deutsche Bank Saal“ und Co.

 

Ein echtes Stück Geschichte, dass morgen früh gesprengt wird. Es wurde und wird Platz gemacht für Prunk und Status.

 

Du kannst JEDEN für Gesellschaft und Weltgeschichte wirklich bedeutenden Wissenschaftler fragen, denn die haben alle die gleiche Meinung: Gute Lehre braucht keinen Deutsche Bank Hörsaal, keine Mikrophone an jedem Platz des Saals, kein Prädikat „Harvard am Main“ oder Designer-Sofas im Eingang.

 
Gute Lehre braucht einen guten Professor und einen Platz zum Hinsetzen. Mit dem 500 Mio. Euro Budget hätte man auf Jahrzehnte exzellente Wissenschaftler an den Standort holen können… ,die in Zusammenarbeit mit den Studenten unsere Gesellschaft richtig auf Vordermann gebracht hätten. Aber man entschied sich für Prunk und Status. Ich bin so müde davon…“